02.10. Weimar = Gotha

Am 02.Oktober haben die Neonazis rund um ihr dortiges Pendant zu „unserem“ Marco Zint, nämlich Nazihool „Michel Fischer“, ebenfalls eine Demonstration gegen „linke Gewalt“ angekündigt. Wir dokumentieren im folgenden den Aufruf der „AK Weimar„.

Weimar die neue Frontstadt?

Am 02. Oktober 2016 beehrt Michel Fischer mit seinem Kreisverband von „Die Rechte Mittelthüringen“ wieder mal Weimar. Er möchte an diesem Tag mit seinen KameradInnen unter dem Motto „Reconquista oder Untergang – Gemeinsam gegen linke Gewalt“ demonstrieren. Die Partei greift hiermit auf vergleichbare Mottos der befreundeten Thügida zurück, welche solche Veranstaltungen regelmäßig in Jena durchgeführt haben und wieder durchführen wollen. So konnten am 17. August 2016 circa 180 Nazis nach Jena mobilisiert werden. Die Neonazis in Thüringen wenden sich dementsprechend zunehmend vom „Evergreen“ des letzten Jahres, Asyl ab und Demokrat*innen und Antifaschist*innen als Feindbild zu. Es tritt vermehrt der „Kampf um die Straße“ in den Vordergrund. In diesem Kampf nimmt Weimar für Fischer eine symbolträchtige Stellung ein. Es ist neben Jena eine der wenigen Städte in Thüringen, in denen den Nazis deutlicher (bürgerlicher) Protest entgegen schlägt. So war es für Fischer ein ungeheurer Erfolg am 01. Mai 2016 eine Spontandemonstration in Weimar abzuhalten, wo er sinngemäß seinen KameradInnen entgegen brüllte: „Heute demonstrieren wir hier in Weimar ohne Gegenprotest!“. Auch Alexander Kurth von „Die Rechte“ rückte Weimar, was linken Gegenprotest betrifft, in eine Reihe mit Jena und Leipzig.¹ Diese Aussprüche belegen, dass Weimar für die Nazis durchaus eine „Frontstadt“ ist. Der Begriff Frontstadt geht zurück auf eine Neonazistrategie der 2000er Jahre. Auch damals sahen sich Neonazis im gesellschaftlichen Aufwind und erklärten Städte zu „Frontstädten“, wenn ihnen dort gesellschaftlich relevanter Gegenprotest entgegen schlug. Dieser Trend lässt sich erneut in den Naziszenen von Thüringen, Sachsen und Südniedersachsen beobachten. So werden in Göttingen regelmäßig Kundgebungen des „Freundeskreises Thüringen/Niedersachsen“ abgehalten und in Jena und Weimar wird vermehrt demonstriert. Der bisherige Höhepunkt neonazistischer Mobilisierung in tendenziell eher linke Städte war der 12. Dezember 2015, als die Nazis um „Thügida“ und „Die Rechte“ im Leipziger Süden aufmarschiert sind. Eine Tatsache, die vor allem der Stadt Leipzig teuer zu stehen kam. Ziel der Frontstadtstrategie ist es, den Gegenprotest zum erlahmen zu bringen, ob durch Resignation oder erhöhte Repression, die wirksame Proteste gegen Nazis mit sich bringen. Der Neonazi Christian Worch charakterisierte das wie folgt: „Wenn wir immer nur da demonstrieren, wo wir meinen, leichtes Spiel zu haben, wird uns die Antifa im unausgesprochene Bündnis mit Behörden und Polizei immer weiter zurückdrängen. Wenn wir uns aus den Städten mit kritischem Antifa-Potential verdränden lassen, wird die Antifa uns bald auch in die eher ruhigen Städte nachrücken, dann auch in die Kleinstädte, bis hin in die Dörfer. Und wenn wir letztlich, nur um unsere Ruhe zu haben, auf der berühmThematisch schließt das Demo-Motto an eine inhaltliche Umorientierung neonazistischer Agitation an. Dabei sollen weniger rassistische Inhalte, wie in der Thügidaten „Grünen Wiese“ demonstrieren, werden wir auch dort behördlich-polizeiliche Repressalien erleben; UND wir werden erleben, daß die Antifa uns auch dorthin nachrückt und im Gras nach Steinen buddelt, um uns damit zu bewerfen… (Fehler im Original)“ ²
-Anfangsphase mit den konsequenten Versuchen vor Asylunterkünfte zu ziehen geschehen, transportiert werden, sondern viel mehr der Fokus auf den politischen Feind gelegt werden. Dies bedeutet, dass sich „Frontstädte“ vor allem durch ihre sozialpolitische Situation für Nazis definieren. „Wie anschlussfähig ist die breite Stadtgesellschaft für patriotische, nationalistische und neonazistische Ideologien?“ ist dabei die zentrale Frage. Wenn dieser Teil marginalisiert ist, dann kann von einer „Frontstadt“ gesprochen werden, die höhere Priorität als bisher genießen muss. Danach werden Konzepte und häufigere Veranstaltungen geplant. Dies lässt sich an Jena und Göttingen, aber auch an Weimar in den letzten Monaten nachweisen.

Historisch sind die Nazis dann vertrieben worden, wenn sie konsequenten Gegenprotest erfahren haben. Diesen zu organisieren liegt an uns Antifaschist*innen. Wichtig ist es dabei nicht der Strategie der Nazis anheim zu fallen und sich lediglich auf die Verteidigung seiner eigenen Wohlfühlzone zu konzentrieren. Es muss vermehrt dort interveniert werden, wo sich die Nazis sicher fühlen -im (ostdeutschen) Hinterland, in den Plattenbauten am Stadtrand. Diese Interventionen müssen konsequent und so erfolgen, dass die Nazis sich noch Tage danach darüber ärgern von antifaschistischen Aktionen betroffen zu sein. Trotzdem ist es wichtig den Nazis nicht den Tag zu überlassen. Also kommt nach Weimar und überlegt euch Konzepte die Nazis an diesem Tag zu stören und ihnen den Raum zu nehmen. Diese Interventionen müssen vielfältig erfolgen. Lasst uns dafür sorgen, dass die herbeiimmaginierte Reconquista im Ansatz scheitern muss! Lasst uns die Nazis perspektivisch in den Untergang treiben!
Antifa in die Offensive! Nazis auf die Wiesen jagen!

1 https://www.youtube.com/watch?v=HjTRA17yDCE
2 Entnommen: http://publikative.org/2015/12/08/neonazis-in-leipzig-connewitz-die-rueckkehr-der-frontstadt/#more-45920