Talk im Schlachthof („THE LONDONER“): Im Sinne der Toleranz – gegen die Aufklärung

londiiAm 28.04. soll unter dem Motto „Talk im Schlachthof” eine Veranstaltung mit Wiebke Muhsal stattfinden. Im Sinne der Toleranz soll dort mit der stellvertretenden Vorsitzenden der Thüringer AfD – Landtagsfraktion ins Gespräch gekommen werden. Organisiert wird das Ganze von der ostzonalen Gothaer Kleinstzeitung „Oscar am Freitag”. Aufgrund dessen wird in sozialen Netzwerken heiß über Sinn und Unsinn dieser Veranstaltung diskutiert. Nachdem bereits im Dezember 2015 eine geplante AfD – Veranstaltung aufgrund von virtuellen Protesten und aufgrund der Angst vor realen Protesten abgesagt wurde, soll nun also ein zweiter Versuch der Durchführung einer AfD- Veranstaltung in Gotha, gewagt werden. Es erfolgt nun der Versuch einer Vermittelbarkeit, warum nicht jede geistige Umnachtung als Meinung anerkannt werden muss, es in keinster Weise nötig bzw. es aufgrund des fehlenden inhaltlichen Wertes sinnlos ist, mit der AfD zu diskutieren.


„The Londoner“ ist ein English Pub im ehemaligen Schlachthof von Gotha. Mehr oder weniger regelmäßig fanden dort Diskussionsveranstaltungen, Vorträge, verschiedene Partys und Konzerte von Hardcore bis Blues und von Techno bis hippieskem Irgendwas statt. Seit dem Umzug aus der Justus–Perthes-Straße in den Schlachthof geht es mit dem Londoner kulturell immer mehr bergab. Bereits im Dezember letzten Jahres kündigte sich an, dass das Londoner zukünftig wohl ein Wohlfühlzentrum für Wutbürger und Vollidioten wird. Auf einer Elektroparty konnten Gäste sich, von einem Neonazi mit schwarzer Sonne am Hals, kleine “Gratistattoos” stechen lassen. Bei dem Neonazi handelt es sich um Christian Hunger, welcher ein kleines Studio namens „Ham Ham`s Tattoostube”, in der Jüdenstraße 22 in Gotha betreibt. Während der versuchten Blockade der Erstaufnahmestelle im ehemaligen Praktiker (Wir berichteten), bot eben jener höchstwahrscheinlich die infrastrukturellen Voraussetzungen, in dem er die Nazis rund um das BZLG, in seinem braunen Kleingartenidyll walten und schalten ließ.
Maik Schulz – Von SPD bis Oscar
Nun bietet das „Londoner“ im April der AfD ein Podium. Der Veranstalter des „Talk im Schlachthof“, Maik Schulz, ist gleichzeitig der Reaktionsleiter des „Oscar am Freitag“ und SPD-Mitglied. Was dessen Genossen von der ganzen Sache halten ist uns nicht bekannt. Aufgrund des „Nichtreagierens“ eben jener, kann jedoch von einer Duldung gesprochen werden. Maik Schulz selbst, reagiert bei Kritik über die geplante Veranstaltung mit sehr knappen Argumenten. Im Sinne der Toleranz solle die AfD zu Wort kommen. Zudem sei diese Veranstaltung schon lange in Planung. PUNKT. FERTIG. AUS.
Wie ein bockiges Kind ist die Redaktion des „Oscar am Freitag“ (samt ihres Geschäftsführers Maik Schulz) nicht bereit für Argumente und einen Diskurs. Ihre Antwort auf Kritik ist “Wir bitten zu respektieren, dass wir unser Gäste dabei aussuchen – und niemand uns sagen muss, was wir dabei dürfen oder nicht.” (Rechtschreibfehler im Original und nebenbei ganz schön peinlich für journalistische Ansprüche, welche das Blatt zumindest oberflächlich haben dürfte). Trotz der Sinnlosigkeit, aufgrund eben genannter Argumentationsketten, mit Menschen wie Maik Schulz in einen Diskurs zu treten, möchten wir trotzdem klarstellen, weshalb es falsch ist der AfD ein Forum zu bieten bzw. derartige Nationalisten und Rassisten überhaupt zu tolerieren.

Die AfD und ihre Welt der Dinge
„Oscar am Freitag“ behauptet im Sinne ihres Demokratieverständnisses diese Barbarenpartei zu Wort kommen lassen zu müssen. Auch wenn die Positionen der AfD in abgeschwächter Form bei so ziemlich allen Parteien im derzeitigen Tenor zu finden sind und diese Positionen ebenfalls verachtenswert sind, existiert ein entscheidender Unterschied zwischen den Parteien. Im Gegensatz zur AfD würden die etablierten Parteien rhetorisch nicht so weit gehen und z.B.: “Erschießungen an den Grenzen” fordern. Gründe dafür sind wohl im wirtschaftlichen oder außenpolitischen Kontext zu finden. Schließlich benötigt Deutschland in Zukunft Billiglöhner, und den Ruf des “humanitären Vorzeigevolkes” möchte von CDU bis Linke auch niemand missen. Im Gegensatz zur AfD stellen diese Parteien jedoch keinen Anspruch daran ein Sammelbecken für tabu enthemmte Subjektivisten zu sein. Sie sind daran interessiert die sogenannte “Flüchtlingskrise” für sich und den damit verbundenen Interessen zu nutzen – also Profit aus ihnen zu schlagen, allerdings nicht wie die AfD Volks- und Vaterlandskitsch zu betreiben. Die AfD hat erkannt, dass die derzeitigen schlechten Verhältnisse verändert werden müssen. Mit ihrem Rechtspopulismus fordern sie jedoch nicht ein besseres Leben in Form eines selbstbestimmten Lebens, sondern indem sie sich selbst auf der ökonomischen Leiter nach oben katapultieren und damit auf die Schwächsten dieser Gesellschaft ein klopfen. Um sich in der kapitalistischen Totalität wieder aufzuwerten wird nicht nur gegen Geflüchtete gehetzt, sondern gegen all jene die vermeintlich weniger Wert sind als sie selbst. Da ein Großteil der AfD aus altertümlichen MittelständlerInnen besteht, sind dies folglich größtenteils Homosexuelle, Hartz4-EmpfängerInnen, Feministinnen usw. Während Menschen im Niedriglohnsektor gegen Hartz4-EmpfängerInnen ausgespielt werden um deren Stimmen zu bekommen und obwohl diese von einem Großteil der AfD Mitglieder verachtet werden, wird ihnen durch das Beschwören einer Volksgemeinschaft (Zitat Björn Höcke: „Erfurt ist schön deutsch und Erfurt soll schön deutsch bleiben.“) das Gefühl einer Aufwertung vermittelt. So gelingt es der AfD Stimmung gegen das selbstkonstruierte Feindbild zu machen, ohne sich dem “Pöbel” annähern zu müssen. Die Funktionalität jener Vorgehensweisen kann sich an den letzten Landtagswahlen ablesen lassen. Der Diskurs mit der AfD in Form eines Forums ist außerdem grundsätzlich falsch, weil den AnhängerInnen durchaus zugemutet werden kann den Rassismus, Sozialdarwinismus etc. im politischen Programm zu erkennen. Zudem sind jene Faktoren sogar sinnstiftend für die angestrebte deutsche Identität und deren Volksgemeinschaft.

Björn Höcke’s „göbbelsähnliches“ Kasperletheater, sein ungehemmter Rassismus, die Verherrlichung des „deutschen Mädel“ und der „deutschen Volksgemeinschaft“ erinnern, zumindest ideologisch, an die dunkelsten Zeiten. Auch wenn Vergleiche zur NS-Zeit natürlich deplatziert sind, da die AfD keine systematische Ausrottung gesamter Menschengruppen vorsieht, und es die Opfer des Vernichtungsantisemitismus verharmlosen würde, bieten sie mit ihrer rassistischen Hetze, ihrer sozialen Ausgrenzung und Deutschtümmelei, eben jenen Nährboden für (kommende) deutsche Antisemiten, Rassisten und Faschisten.

Keine Diskussion mit Hetzern, Patrioten und Rassisten!
Wiebke verpiss dich!

Hamham

Neonazi Christian „Ham Ham“ Hunger beim Tattoowieren im Londoner

hamhams

Neonazi Christian „Ham Ham“ Hunger wird groß angekündigt