Im Zuge des Vorfalls vom 30.11. (Polizeimeldung, TA-Artikel 1 & 2), wollen wir ein wenig näher auf den Verein und seine Sympathisanten eingehen. Die Informationen sind offen zugänglich, und waren somit auch der Polizei im Vorfeld des Spieles Wacker Gotha gegen Wismut Gera bekannt.
Ein paar kurze Infos zum ehemaligen Präsidenten Lars Weber, 41, Kampfsportler und Neonazi (nach dem Urteil des Thüringer Oberlandesgerichts (Az 1U635/08) darf diese Person so bezeichnet werden). Gegen den aus der Kameradschafts-Szene (Gersche Jungs) stammenden Weber wurden während seiner Karriere zahlreiche Ermittlungen geführt (u.a. gefährliche Körperverletzung, räuberische Erpressung,…), das es dabei lediglich zu einer Verurteilung wegen Körperverletzung kam, wundert selbst den Sprecher der Geraer Staatsanwaltschaft (siehe taz – Artikel). Auf der einen Seite gilt die Unschuldsvermutung, auf der anderen Seite stehen Zeugen die eventuell aus Angst keine Aussage machen wollen, und eine Polizei die dankbar ist für die Ruhe und Ordnung die Webers Sicherheitsfirma Alpha DSD durchsetzt. Gute Rahmenbedingungen also die Weste eines militanten Rechtsextremisten einigermaßen fleckenfrei weiß zu halten. Auf seinem Facebook-Profil „Pat Riot“ (Patriot und Krawall/Straßenkampf) posiert er mit dem verurteilten Holocaust-Leugner Marcel Wöll, bestreitet aber den rechtsradikalen Hintergrund. Auf Grund des medialen Interesses an der Person Lars Weber (neben lokalen Zeitungen berichteten nun auch die „Zeit“ und die „taz“), und um einen nachhaltigen Imageschaden zu verhindern, trat Weber zurück. Grund hierfür, und das muss betont werden, war nicht die Tatsache dass es sich um einen gewalttätigen Neonazi handelt, sondern die schlechte Presse. Des Weiteren bleibt festzuhalten dass Weber in das Amt des Präsidenten von den Vereinsmitgliedern gewählt wurde, also die Mehrheit des Vereins offensichtlich kein Problem mit der Person Weber hat. Der Eindruck dass sich Verein und Weber nun getrennt hätten ist leider auch unzutreffend. Weber ist weiterhin fest in den Verein eingebunden, kümmert sich um das Sponsoring, und seine „Sicherheitsfirma“ sorgt für den Schutz der Heimspiele.
Weber ist jedoch nicht das Problem, sondern nur ein kleiner Teil des großen Ganzen. Sowohl taz, als auch Zeit, berichten über den Nachwuchsleiter der BSG Wismut Gera, Jens Seidel. Trainingseinheiten sollen mit „Heil Hitler“ begonnen und mit „Sieg Heil“ beendet worden sein. Gegnerische Mannschaften auch schon Mal als „Judenschweine“ bezeichnet worden. Die Arbeit an der Jugend scheint aus rechtsradikaler Perspektive auch ganz gut zu laufen. So gibt es ein Bild das einen Spieler der ersten Mannschaft mit einem Shirt mit der Aufschrift „Team Mengele, World Champion of Ethnic Cleansing, Auschwitz 1941“ zeigt.
Das diese Grundstimmung, dieser rechts Konsens, von allen anderen Vereinsmitgliedern, und dem näheren Umfeld, unbemerkt bliebt, kann wohl bezweifelt werden.
In der „taz“ kommt ein Vertreter der Geraer Ultras zu Wort. Recht glaubhaft schildert er sein Problem mit Weber und rechtsradikalen Einstellungen. Es könnte beinahe der Eindruck entstehen als wären es einzig und alleine die Geraer Ultras, die sich mehr oder weniger gegen die Einflussnahme der rechten Szene auf den Sport, entgegen stellen würden. Als aber eben diese Geraer Ultras am Samstag den 30.11. durch die Hersdorfstraße in Gotha zogen, da waren das augenscheinlich nicht „normale Fußball-Fans“. Unter der ca. 35 Personen umfassenden Gruppe befanden sich zahlreiche Thor-Steinar-Träger. Nachdem die Polizei es unterließ die Personalien der Angreifer_innen festzustellen, wird es den Ermittlungsbehörden wohl schwer fallen, eine mögliche politische Dimension nachzuvollziehen. Dass sich Menschen, die sich im Fadenkreuz der rechten Szene befinden, lieber nicht allzu sehr auf die Staatsgewalt verlassen sollten zeigte sich auch am Samstag. Die Polizei beobachtete den beginnenden Angriff aus sicherer Entfernung, und schritt erst ein als die Bewohner_innen die Situation klärten. Was passiert wäre, wenn es den Angreifern geglückt wäre die Türen aufzubrechen und in das Gebäude einzudringen? Das sich dieser Samstag Mittag nicht in ein absolutes Desaster verwandelt hat, ist nicht der Polizei zu verdanken. So wie die BSG Wismut Gera sich momentan hauptsächlich um ihr Image bemüht, und nicht um das Problem – Rechtsradikalismus. So steht auch die Polizei vor einem drohenden Imageproblem.
Entweder müsste die Polizei eingestehen dass das gewalttätige Potential dieser „Fußball-Fans“ nicht erkannt wurde. Es müsste erklärt werden warum diese Gruppe mit minimaler Polizeibegleitung, die zu allem Übel in 100m Entfernung gerade Pause macht, an einem linken Hausprojekt vorbeigeleitet wird. Aktuell laufen wohl nur Anzeigen gegen die Bewohner_innen. Um das Image einer gut informierten Polizei aufrecht zu erhalten, ist die Geschichte aus der Pressemeldung der Polizei wohl besser geeignet. Unter den Geraer Fans keine Nazis, der Versuch nach dem Spiel das Haus erneut anzugreifen wird nicht erwähnt. Die Gefahr die durch Neonazis auf der Straße immanent vorhanden ist, muss nicht thematisiert werden. Und wenn für dieses „Bunt-gegen-Rechts“-Image eben ein paar Strafanzeigen gegen Menschen gestellt werden müssen, die sich gegen Angriffe zur Wehr gesetzt haben, dann muss das eben so sein.
Wir sagen danke für gar nichts!
Nazis raus aus dem Stadion! Die Verhältnisse die Nazis hervorbringen bekämpfen! Antifaschistischen Selbstschutz organisieren!
Ps.: Wir arbeiten gerade an einer Auswertung über die angeblichen “Fußballfans”. Eine gute Recherche braucht jedoch seine Zeit und entgegen der bürgerlichen Presse sind wir daran interessiert Zusammenhänge herzustellen, detailiert zu berichten und Dinge heraus zu finden die in tiefen Kellern liegen und von Presse und Polizei verschwiegen werden. Wir hoffen ihr könnt es deswegen verstehen wenn eine ausführliche Dokumentation zu den “Fußballfans” noch ein paar Tage dauern wird.