Um die Situation in der Landeserstaufnahmestelle Eisenberg zu entspannen wurden am 15. August etwa 150 Menschen aus der LAST auf den Truppenübungsplatz nach Ohrdruf verlegt. Laut Bundeswehr besteht die Möglichkeit kurzfristig bis zu 280 Menschen in Ohrdruf unterzubringen. Über eine mögliche Erhöhung der Kapazität wird bereits gesprochen, eventuell könnten bis zu 500 Menschen in den ungenutzten Gebäuden der Kommandantur untergebracht werden.
Und anstatt Soldaten auf das Töten und Getötet-werden vorzubereiten, ist es allemal sinnvoller die Gebäude Menschen zur Verfügung zu stellen die ansonsten in Zelten oder Turnhallen unterkommen müssten.
Das in Ohrdruf Geflüchtete untergebracht werden sollen, steht bereits seit längerem fest. Allerdings stand nicht der Truppenübungsplatz, sondern ein ehemaliges (ungenutztes) Lehrlingswohnheim zur Debatte. Mehrere Kundgebungen aus dem Umfeld von „Pro Ohrdruf“ und dem „Bündnis Zukunft Landkreis Gotha“ (BZLG) brachten die Ablehnung eines Teils der Ohrdrufer Bevölkerung (und ihrer Unterstützer_innen) zum Ausdruck. Mitglieder der Kameradschaft BZLG versuchten eine Informationsveranstaltung in der örtlichen Turnhalle zu stören, kuschten jedoch vor den Securitys. Den bisherigen Höhepunkt der Proteste stellt wohl die Thügida- Demonstration Ende April in Ohrdruf dar.
Nach diesen Aktionen kehrte eine relative Ruhe in dem Städtchen ein. Das ist jedoch seit Samstag vorbei, die Verbreitung der Nachricht brauchte dank social media kaum mehr als einige Stunden. Die digitale Empörungswelle baute sich schnell auf (mit den üblichen Schlagworten): Drogendealer, alle haben Angst um Kinder, faseln von Bewaffnung und Bürgerwehren, alle werden belogen und verarscht, usw.…
Der Mob beschränkt sich momentan noch auf den digitalen Raum. Lediglich einige der Eingeborenen sind dazu übergegangen die Refugees zu stalken, und versorgen die Rassisten mit aktuellen Bildern und Standortangaben. Da haben wir mit „Schlimmerem“ gerechnet. Und mit dieser Einschätzung waren wir offensichtlich nicht alleine, die Polizei war während der Nacht im Umfeld der neuen Unterkunft, sowie rund um Ohrdruf präsent.
Unserer Einschätzung nach ist es jedoch nur eine Frage der Zeit bis der Protest seinen Weg auf die Straße findet. Das Potential an Menschenfeinden ist in Ohrdruf schlicht zu groß, die ehemals sehr aktive Neonaziszene hat sich zwar ins Privatleben zurückgezogen, sie ist aber nicht weg.
Wir werden euch über die Situation vor Ort auf dem Laufenden halten, und bitten an dieser Stelle bereits im Voraus um praktische Solidarität.