Am Montag den 14.09.2015 demonstrierten rund 500 Menschen auf einer, durch die rechtsextreme NPD initiierte, Veranstaltung in Waltershausen (bei Gotha). Als Anmelder der Demonstration fungierte der Landesvorsitzende der NPD Thüringen Tobias Kammler.
Neben den üblichen Mitgliedern der lokalen Nazi-Szene, wie der neonazistischen Kameradschaft „Bündnis Zukunft Landkreis Gotha“ – rund um dem vorbestraften Marco Zint, folgten auch mehrere Familien (teilweise mit Kindern) aus dem bürgerlich-rechten Spektrum, dem Aufruf. Gegen die rassistische Hetze und für eine wirkliche Willkommenskultur demonstrierten rund 100 Antifaschist_innen.
Anlass für die Demonstration war die Schließung einer Förderschule in Waltershausen aufgrund der Unterbringung von Geflüchteten in selbiger. Dass die Schule sowieso, aufgrund einer geringen Schülerzahl von 67 Personen, massiv von der Schließung bedroht war, wird bewusst verschwiegen und für die rassistische Hetze genutzt. Die Nazis, welche sich permanent über die so genannte „Lügenpresse“ beschweren, enttarnen sich immer mehr als eben selbige. Bewusst werden Tatsachen verschleiert, Vorfälle erfunden und Nachrichten sowie etwaige Beweismittel gefälscht. Leider kommt dies beim deutschen, und vor allem dem ostdeutschen Wutbürger trotzdem gut an und wird gerne aufgenommen um die eigenen rassistischen Ressentiments zu schüren und zu untermauern. Unerwartete Lichtblicke gab es jedoch auch. So befand sich unter den Gegendemonstranten, auch eine lautstarke Gruppe von circa 30 Personen, die auf dem ersten Blick wohl nicht der radikalen Linken zugeordnet werden konnten. Eben jene sorgte jedoch mit permanenten Sprechchören und am Ende sogar einer kleinen Pyrotechnikeinlage für eine hoffnungsvolle Stimmung, dass in dem Kuhkaff nicht nur gestörte Menschen wohnen. Sollten sich lesende Personen angesprochen fühlen, dann meldet Euch doch mal bei uns, und haltet Euch schon mal den 15.11. frei, denn da dürft ihr die Sache gerne nochmal in Friedrichroda wiederholen.
Am Ende war der wirksamste antifaschistische Widerstand das Wetter. Denn urplötzlich erschien eine dunkle Wolkenfront, samt heftigen Regengüssen. Der „starke und heroische“ nationale Widerstand verträgt das nicht. Und so löste sich nach wenigen Minuten die komplette Demonstration auf dem Marktplatz auf. Einzig „unsere“ Gothaer Nazikameradschaft blieb eisern auf dem Platz stehen und verkroch sich hinter ihrem Transparent.
Unmissverständlich muss festgestellt werden, wie hoch das derzeitige Mobilisierungspotential für solche rassistischen Veranstaltungen geworden ist. Außerdem muss bewusst gemacht werden, dass es nur eine Frage der Zeit ist, wann die nächsten „besorgten Bürger“ zur Fackel greifen und dass eine weiterführende Aufklärung essentiell und notwendig ist. Weniger hilfreich sind dagegen Aussagen und Forderungen von Politikern, die entweder das Anerkennen deutscher Leitkultur durch die Geflüchteten fordern, oder auf andere Weise die Debatte völkisch-populistisch anheizen und somit den Nährboden für Unmenschlichkeit und Rassismus legen.