Angekommen, nach circa 30 minütiger Fahrt, durchs braune Herz Deutschlands erreichten wir den Kundgebungsort relativ zügig. An einem Kreisverkehr direkt gegenüber dem Flüchtlingsheim in Eisenach versammelte sich Wieschke samt seiner Gefolgschaft um Fremdenhass, Rassismus und Geschichtsrevisionismus unter „sein deutsches Volk“ zu bringen.
Nach kurzer, leider nicht unerwarteter, Untersuchung und Diskussion durch die, wahrscheinlich in ihrem kläglichen Dasein gelangweilten, Polizisten erreichten wir den Ort der Gegenkundgebung. Die, durch das Bürgerbündnis und den DGB, angemeldete Gegenkundgebung wurde, in wahrlich sicherer Entfernung zur Nazikundgebung, durchgeführt. Leider waren sowohl wir, als auch die Nazis beinahe komplett außer Hörweite und so hatte der Widerstand gegen die nationalen Widersacher in Eisenach eher symbolische Bedeutung. Das zahlenmäßig hohe Auftreten der Cops, als auch der geringe lokale antifaschistische Widerstand, taten ihr übriges.
Der, durch Delphintherapie behandelte, aber leider nicht geheilte, „Patty“ Wieschke schmetterte wie immer Parolen vom feinsten und organisierte eine „menschliche Kette“ für all die angeblichen Opfer, die durch „fremde Einwanderer“ verletzt oder getötet wurden. Die deutsche Schuld für den Tod von 6 Millionen Menschen, die den Tod in den KZ’s im zweiten Weltkrieg fanden, die Opfer des NSU, als auch die zahlreichen ermordeten Antifaschist_innen, Flüchtlinge, Punks oder Obdachlose wurde hierbei unter den Tisch geschoben. Auch seine eigenen Schandtaten, wie den Sprengstoffanschlag auf einen türkischen Imbiss im Jahr 2000, bei dem er potentielle Menschenopfer in Kauf nahm, verschweigt Wieschke jedoch gerne. Gegen Ende seiner Rede huldigte er die Gegendemonstranten, in dem er uns vorwarf die „verdorbene, umerzogene, deutsche Jugend“ zu sein. Wenn es „verdorben“ ist die Rassisten, Antisemiten und Nationalisten abstoßend zu finden und zu bekämpfen, dann sind wir das gerne. Wenn es „umerzogen“ ist, die traditionellen deutschen Werte abzulehnen, die Shoa nicht zu vergessen und die Deutschen solange an ihre Kriegsschuld zu erinnern, bis es auch das letzte dumpfe nationalistische Arschloch es verstanden hat, dann sind wir gerne „umerzogen“. Eins können wir jedoch nicht hinnehmen: Wir sind mit Sicherheit nicht die „deutsche“ Jugend! Damit hast du uns wirklich getroffen „Patty“.
Die IG Metall oder auch das Bürgerbündnis, je nachdem wer für den Lautsprecherwagen der Gegenkundgebung verantwortlich war, leistete sich gegen Ende auch noch einen eher fragwürdigen Moment, in dem sie die ehemalige Nationalhymne der DDR abspielte. Zwischenansprachen gab es auch leider quasi gar keine. Derartige hätten vielleicht die Stimmung unter den Gegendemonstranten etwas gebessert.
Die Kundgebung in Eisenach hat einmal mehr gezeigt, auf wessen Rücken der diesjährige NPD Wahlkampf stattfinden wird. Nämlich auf denen der Geflüchteten, welche Unterkunft in einem vermeintlich toleranten und „hoch entwickelten“ Land suchen, jedoch vielerorts nur auf Ablehnung und Hass stoßen. Wir sehen uns, leider, wieder! Vielleicht auch mal mit geringerer Polizeieskorte.
Gegen rassistische Stimmungsmache und deutsche Normalität!