Nazis geben auf – eine Zusammenfassung

12189252_1095431640476734_8528248342959655604_oNoch vor dem angekündigten Ende (Sonntag 22:00Uhr) haben die Neonazis rund um das “Bündnis Zukunft Landkreis Gotha” und der Partei “Die Rechte” (Stützpunkt Waltershausen und Landesorganisationsleiter Michael Fischer) ihre Protestaktion vor der neuen Landeserstaufnahmeeinrichtung in Gotha beendet.

In ihrem Abschlussbericht schreibt “Die Rechte”, dass sie nach 120 Stunden ihren Protest beendet haben. Angemeldet hatten sie tägliche Kundgebungen von 11:00 bis 22:00 Uhr, faktisch hielten sich auch außerhalb dieser Zeiten ein bis zwei Dutzend Kameraden in unmittelbarer Nähe zum ehemaligen Praktiker auf. Als Rückzugsraum diente ihnen ein Garten in einer benachbarten Kleingartenanlage (Verband der Garten- und Siedlerfreunde e.V. Kreisverband Gotha). Mitglieder_innen und der Vorstand des Gartenvereins schienen die Aktion zu begrüßen, mindestens aber zu tolerieren.

Fünf Tage in Folge behauptete die regionale Kameradschaftsszene, mit mäßiger Unterstützung aus Thüringen (Arnstadt, Erfurt, Saalfeld, Sömmerda), ihre “Nationalbefreite Kleingartenanlage”.
Die ersten Tage verliefen bis auf wenige Augenblicke ausgesprochen statisch. Eine Hand voll Nazis standen in der Einfahrt der Gartenanlage, hielten ihre Fähnchen und Transpis, und guckten sich den gegenüberliegenden Baumarkt an. Zumindest tagsüber waren meist ein bis zwei Streifenwagen-Besatzungen vor Ort. Nachts gab es Lagerfeuerromantik für die Neonazis, und einige unschöne Erfahrungen für Leute, die ab und zu die Lage rund um den Praktiker checken wollten.
Am vierten Tag, Freitag den 06.11., der Dauerkundgebung erreichten schließlich die ersten Busse mit Geflüchteten die Erstaufnahmeeinrichtung. Seit 9:00 Uhr lief eine Gegenkundgebung, und auch die Nazis waren in ihrer Gartenanlage unterwegs. Dazwischen standen 4 Cops, die sich hauptsächlich um die Eigensicherung kümmerten.

Gegen Mittag waren etwa 50 – 60 Leute auf der Gegenkundgebung, auf Seiten der Nazis waren etwa 25 Leute im Bereich der Einfahrt zu sehen, und auch die Bereitschaftspolizei tauchte auf. Einen kleinen Bericht zu dem Tag findet ihr hier.

Nach dem Reinfall für die Kameraden, versuchten sie am Folgetag nun wenigstens durch einen symbolischen Akt die Gesamtaktion irgendwie noch zu retten. Für etwa 25 Sekunden “blockierten” sie einen Bus mit ankommenden Geflüchteten. Sicherlich hätte das auch eine Omi mit Rollator geschafft, die zufällig zu diesem Zeitpunkt die Straße überquert hätte. Der vermeintliche Erfolg der Nazis ist aber eben genau dieses 25 Sekunden lange Bildmaterial.

Was zu denken geben sollte, ist der Fakt, dass vereinzelte Polizisten mit den Nazis „shake hands“ machten. Dieses lässt sich durch die Zeilen der Nazis auch noch einmal bestätigen: „Sonnabend erfuhren wir von der Polizei das gegen Nachmittag weitere Busse am Praktiker ankommen …“. Es bleibt die Frage zu stellen, warum die Polizei einer Hand voll Nazis, welche vorher ankündigten die Refugees zu blockieren, Informationen über deren Anreise gibt und wo dort die Lücke ist. Was Nazis aus solchen Informationen machen könnten, wenn sie die nötige personelle Stärke erreichen würden, kann an Beispielen wie Heidenau, Freital usw. abgelesen werden. Prinzipiell ist das Vertrauen von uns, in die Exekutive sowieso auf dem Tiefpunkt aber, dass manche Polizisten so dämlich sind, erschüttert uns schon sehr. Es könnte unterstellt werden, dass billigend die Sicherheit der Refugees in Kauf genommen wurde.

In der Nacht von Samstag auf Sonntag beendeten die Nazis ihre Aktion. Laut unseren Infos war die ursprüngliche Planung bis mindestens Sonntag Abend die Stellung zu halten.
Als vorläufiges Fazit bleibt festzuhalten:
– die Nazis sind recht gut informiert (Bild aus dem Inneren des Praktikers wurde auf der fb-Seite des “BZLG” veröffentlicht. Dieses stellt für uns eine enorme Gefahr für die Geflüchteten dar. Wir fordern deshalb:
– die Verantwortlichen für die Unterbringung, Versorgung und Betreuung sollte gewährleisten, dass in ihren Reihen keine Menschen zu Gange sind welche den Nazis offenkundig Informationen zu kommen lassen
– der Zuspruch zu dieser Aktion hielt sich glücklicherweise in Grenzen, die stille Unterstützung (Gartenverein, Informationszuträger, virtuelle Unterstützung) ist jedoch besorgniserregend
– noch gibt es deutliche Unterschiede zwischen der Thüringischen und der Sächsischen Provinz.

Wir bedanken uns hiermit schon mal bei allen Leuten, welche uns in diesen chaotischen Tagen supportet haben. Für die nächsten Tage wird wohl die Hilfe für die neuen Menschen hier in Gotha, sowie die kommenden Aufmärsche im Vordergrund stehen. Wir freuen uns jetzt schon auf eure Unterstützung aber fordern die Menschen aus Gotha auch dazu auf selbst aktiv zu werden, den Refugees aus eigenem Antrieb heraus zu helfen und die Gegenproteste gegen die Aufmärsche mit zu gestalten.

Der November hat gerade erst begonnen und wird für uns noch sehr lang. Noch zwei Naziaufmärsche stehen im Landkreis Gotha an. Am 15.11. findet wieder das NS-Verharmlosende Heldengedenken in Friedrichroda statt. Hier geht es zur Sonderseite. Im Anschluss haben die Nazis vom „Bündnis Zukunft Landkreis Gotha“ am 28.11. einen Naziaufmarsch in Gotha angemeldet. Hier der Link zu dieser Sonderseite.

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